Ausstellung der Hofmaler im Kloster Zarentin 23.6.2019 bis 11.8.2019
Die Hofmaler
Die Hofmaler kommen alle zwei Wochen in mein Atelier nach Lassahn um bei mir zu malen. Sie kommen früh morgens mit Regina Backhaus-Ohl, der Leiterin der Kreativgruppe vom Arche Hof, mit einem kleinen Bus angefahren. Schon wenn die Hofmaler den Weg zum Atelier raufkommen, merke ich, wie wer so „drauf“ ist. Jede und jeder ganz individuell und einzigartig.
Das zeigt sich besonders in den unterschiedlichen Ausdrucksformen in der Malerei. Daniel zum Beispiel spachtelt hemmungslos Farbe auf seine Bilder, bevorzugt schwarz und meidet den Pinsel. Besonders Zahlen, Zahlenreihen und Schrift finden sich auf seinen Bildern. Er hat aber durchaus im Kopf, was er machen will. Daniels Bilder sind oftmals fertig, wenn er müde wird. Wenn er malt, gilt seine ganze Aufmerksamkeit seinem Schaffen. Klaus, der schon seit langer Zeit bei den Hofmalern ist, hat inzwischen seine ganz individuelle Technik des Punktens entdeckt. Dabei bevorzugt er die Farben, die sich auch Kinder gern aussuchen: ein knalliges Rot, Gelb, Blau und Grün. Die Farben werden dick aufgetragen, so dass die Bilder fast plastisch werden. Ganz anders Gloria. Sie ist die einzige der Hofmaler, die ganz gezielt ans Farbenmischen geht und die Farbe eher sparsam aufträgt.
Anika, die Vorsichtige, möchte möglichst realistisch arbeiten und malt Fische, Schwäne, Blumen oder stickt und ist selten zufrieden mit dem, was sie geschaffen hat. Elke, die am liebsten filzt, was sie sehr gut beherrscht, mag es überhaupt nicht, wenn ihre Hände mit Farben bekleckert sind, wagt sich aber doch ab und zu mit möglichst wenig Farbe zaghaft ans Malen und ist erfreut über ihre Ergebnisse. Diana braucht Hilfe und wir müssen ihr Pinsel und Farbe in die Hand geben. Sie sagt, welche Farbe sie möchte, zeigt auf den Pinsel, den sie benutzen will und dann sprengt sie energiegeladen mit Auf- und Abbewegungen des Pinsels jedes Format. Und das mit einer Unmenge an Farbe. Irgendwann setzt die Müdigkeit bei ihr ein und dann macht sie ein kleines Nickerchen vor ihrem Werk.
Hannelore spricht nicht, aber sie malt und druckt; manchmal lächelt sie dabei ein wenig verschmitzt.
Allen Hofmalern gemein ist das intuitive Arbeiten, nicht unbedingt gleichzusetzen mit einer spontanen Herangehensweise. Ich unterstütze und versuche herauszufinden, was individuell für jeden machbar ist, abhängig von seinen geistigen und körperlichen Einschränkungen. Ich gebe Hilfestellung, greife manchmal auch in den Schaffensprozess ein um gemeinsam mit dem Hofmaler zu entscheiden, ob das Bild vielleicht doch schon fertig ist oder noch weiter gemalt werden sollte.
Klaus hat eine Bildidee, die er gerne umsetzen möchte und fragt: „Elga, meinst du wir kriegen das hin? Ich antworte: „Na klar kriegen wir das hin“. Das Bild ist fertig und er sagt voller Stolz:
„Ich weiß gar nicht, wie ich darauf gekommen bin.“
Elga Voss, Juli 2019